Samstag, 14. Juli 2018

So wohlgesonnen uns der Wettergott beim diesjährigen Probeimkern war, irgendwann ist auch die beste Glückssträhne zu Ende. Bereits auf der Fahrt zum Vereinsgelände regnete es in Strömen. In Kaufering angekommen, schien wieder die Sonne, ich war dem Regen wohl davon gefahren. Aber am westlichen Horizont türmten sich dunkelgraue Wolken.

Also war die Devise heute: zügig arbeiten und Ruhe bewahren, falls die Bienen wegen Gewitters etwas nervös sind.

Da das Bienenjahr seinen Höhepunkt überschritten hat, der Honig abgeschleudert ist und Schwarmlust quasi nicht mehr spürbar ist, fällt nun die Durchsicht kürzer aus. Es ist im allgemeinen nicht mehr mit Weiselzellen und Schwarmtrieb zu rechnen.

Aus diesem Grund haben wir heute das Volk von Jens gar nicht angeschaut. Dort war letztes Mal alles ruhig gewesen. Und da es auch nicht am Brutscheunenverfahren beteiligt war, wollen wir die Bienen nicht öfter stören, als zwingend notwendig.

Und so war unser erstes Volk heute das „Sorgenkind“ von Simon. Seit 4 Wochen keine Brut. Die Weiselprobe vom letzten Mal hatte keine Ergebnisse gebracht. Und so waren alle Blicke auf Simon gerichtet, als er die Beute öffnete. Er zog die erste Wabe: Futter. Die zweite Wabe: nichts. Die dritte Wabe…. „Da sind Stifte!!!“ Es war förmlich zu spüren, wie bei allen die Anspannung nachließ. Hatten wir doch einige Wochen gebangt und gehofft, dass das Volk doch in Ordnung sein möge. Und wir wurden über Wochen enttäuscht. Und jetzt endlich ein gutes Zeichen! Die Sichtung der Stifte – also ganz frischer Eier – bedeutet, dass es der Königin wohl gut geht und das Volk nicht abgekehrt oder mit einem anderen Volk vereint werden muss. Und prompt haben wir die Königin auch gesichtet. Simons Volk hat also eine Zukunft. Wir machten die Beute schnell wieder zu und wollten gerade nach dem ersten Flugling schauen, als ein heftiger Schauer über uns hereinbrach. Ein Glück steht seit einigen Wochen ein Bauwagen auf dem Vereinsgrundstück, und so konnten wir im Trockenen abwarten, bis der Schauer vorüber war.

Wieder zurück bei den Bienen, öffnete ich den ersten Flugling. Die Wildbauwabe, die wir letztes Mal entfernt und in den Fütterer gelegt hatten, war komplett leergeschleckt, der Honig war umgetragen worden. Wir entfernten sie und stellten den Fütterer zur Seite. Ein Blick ins Volk zeigte, dass die gegebene Mittelwand vom letzten Mal auch komplett ausgebaut war. Alle Rähmchen waren zu ca. 2/3 mit Brut und mit gut 1/3 mit Futter belegt. Also gaben wir eine weitere Mittelwand, dass den Damen nicht langweilig wird und sie auch genug Platz für weitere Brut haben.

Beim zweiten Flugling erwartete uns jedoch ein völlig anderes Bild. Dort mussten wir letzte Woche vier Waben Wildbau entfernen und haben sie in den Fütterer gelegt. Womit wir jedoch nicht gerechnet hatten, war, dass die Temperaturen so steigen, dass der Honig aus den Wildbau-Waben ausläuft, noch ehe die Bienen ihn umtragen konnten. Er hatte sich also auf dem Boden des Fütterers gesammelt und wir erblickten dort eine zähe, klebrige Masse, die uns traurig stimmte. In dem ausgelaufenen Futter lagen etliche tote Bienen. Einige wenige zappelten noch, konnten sich aber kaum rühren, weil der Honig sie komplett verklebt hatte. Das Bild erinnerte mich an die Pelikane nach der letzten großen Ölpest am Golf von Mexiko, deren Gefieder komplett mit einer schwarzen, klebrigen Masse überzogen war. Zum Glück für unsere Bienen kann Honig besser entfernt werden, als Erdöl. Und da ein Bienenvolk ein sehr soziales Gefüge ist, sammelten wir alle verklebten Bienen, die noch am Leben waren, ein und legten sie in den Bienenstock, wo sie sofort von ihren Schwestern geputzt wurden. Dabei achteten wir sorgsam darauf, dass keine vor dem Stock landete, denn eine Putzaktion vor dem Flugloch könnte gerade zu dieser Jahreszeit Räuberei auslösen.

Nachdem alle zu rettenden Bienen gerettet waren, hängten wir noch eine Mittelwand in den Stock (denn auch hier war alles ausgebaut und voll) und stellten die Wabenbruchstücke, die wir zuvor von toten Bienen befreit hatten, senkrecht in den Fütterer. So war die Gefahr reduziert, dass wieder etwas ausläuft. Wir hätten das letztes Mal gleich so machen sollen, oder aber Schwimmhilfen mit in den Fütterer legen sollen – also Tannenzapfen, kleine Stöckchen oder Stroh.

Heute scheuten wir auch zum ersten Mal in beide Brutlinge rein. Das war die Zusammenstellung der Brutwaben, ohne Königin, denn die Königin verblieb im jeweiligen Flugling. In beiden Brutlingen war die Brut komplett geschlüpft und noch keine neue Brut vorhanden. Und so war der richtige Zeitpunkt gekommen, diese beiden Völker einer Varroa-Behandlung zu unterziehen. Hierzu wird jede Wabe einzeln gezogen und vorne und hinten mit Milchsäure eingesprüht. Um Hautreizungen zu vermeiden, sollten dazu Handschuhe getragen werden. Ein letzter Sprühstoß auf die Bienen am Boden der Beute, Kasten zu und Feierabend.

Alles in allem war es wieder ein sehr lehrreicher Nachmittag. Es folgten noch einige Fragen unsererseits in Bezug auf die Varroa-Behandlung, denn hier gibt es ja zig verschiedene Methoden, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Die Fragen wurden geduldig von Franz beantwortet und wir gingen wieder ein Stückchen schlauer (oder weniger verunsichert??) nach Hause.