Samstag, 7. Juli 2018

Heute war es endlich wieder soweit! Da die Fluglinge und Brutlinge , die wir vor 14 Tagen gebildet hatten, ihre Ruhe brauchten, fand am vergangenen Wochenende kein Probeimkern statt.

Und wer hätte es geglaubt? Wir saßen am „imkerfreien“ Samstag zu Hause und merkten ganz deutlich: da fehlt was!

Also waren wir heute umso motivierter, endlich wieder zu unseren Vereinsbienen zu kommen. Auch wenn mittlerweile vier von fünf Probeimkern die eigenen Bienen zu Hause haben, ist der wöchentliche Austausch mit anderen Jungimkern, sowie die gemeinsame Arbeit an den Völkern und auch der neue Wissens-Input für uns alle jedes Mal der Höhepunkt der Woche!

Heute stand die Durchsicht der Fluglinge und die Durchsicht der Völker an, die wir beim letzten Treffen nicht dem Brutscheunen-Verfahren unterzogen hatten. Die beiden Brutlinge ließen wir in Ruhe, da sie derzeit mit der Aufzucht einer neuen Königin beschäftigt sind und nicht gestört werden sollten. Die Gefahr eines Verlustes der Weiselzelle, bzw. der frisch geschlüpften Königin ist einfach zu groß.

Zwei der Wirtschaftsvölker zeigten keine Auffälligkeiten. Stifte waren vorhanden, die Bienen alle brav und genügend Futter war auch noch drin. In die Honigräume war jeweils auch schon wieder ein bisschen Nektar eingetragen worden. Der Schwarmtrieb ist inzwischen abgeflaut, es waren keine Spielnäpfchen mehr zu finden.

Auf das „Sorgenvolk“ von Simon waren wir besonders gespannt. Nochmal zur Erinnerung: Ende Mai war die Königin offenbar abhandengekommen, jedenfalls seit da keine Stifte, aber auch keine Nachschaffungszelle. Darum hatten wir eine Wabe mit frischen Stiften aus einem anderen Volk zugehängt, um die sogenannte Weiselprobe zu machen. Die Bienen haben also frisches Material bekommen, um sich eine neue Königin zu ziehen. Doch der Blick ins Volk enttäuschte heute wieder. Die komplette Brut ist ausgelaufen, alle Bienen geschlüpft, aber noch immer keine Stifte, also auch keine legende Königin. Und auf der zugehängten Brutwabe keine Anzeichen einer Nachschaffungszelle. Da das Volk sehr ruhig war, gehen wir nun davon aus, dass zwar eine Königin vorhanden sein muss, sie aber aus irgendwelchen Gründen nicht legt. Vielleicht war sie verletzt worden oder ist einfach zu alt? Warum das Volk nicht umweiselt, bleibt uns Jungimkern ein Rätsel.

Ein Erwerbsimker würde das Volk vermutlich abkehren, damit sich die Bienen in ein anderes Volk einbetteln. Da wir aber noch Anfänger sind und dieses Verhalten der Königin ein interessantes Anschauungsobjekt ist, lassen wir das Volk erst mal weiter bestehen und beobachten.

Es folgte nun die Durchsicht der Fluglinge, die sich als sehr interessant und faszinierend herausstellen sollte. Wir hatten den Fluglingen vor 14 Tagen jeweils 4 Mittelwände eingehängt und rund 6 Liter Zuckerwasser (1:1) über den Adamfütterer aufgesetzt. Die Fütterer waren, bis auf einen kleinen Bodensatz, leer; die Bienen hatten alles umgetragen. Als wir den Fütterer vom ersten Flugling abnehmen wollten, kam die große Überraschung! Offensichtlich hatten die Mittelwände nicht ausgereicht, denn die Damen hatten an der Unterseite des Fütterers bereits begonnen, eine neue Wabe zu bauen. Diese war etwa zwei Hände breit und aus schönem, weißen Jungfernwachs. Vorsichtig stellten wir den Fütterer hochkant auf seine Seite, fegten die Bienen auf dem Wildbau ab und entfernten die wild gebaute Wabe behutsam mit dem Stockmeißel. So eine Wildbauwabe ist zwar ein wunderschöner Anblick, aber bei der Durchsicht der Völker eher hinderlich, weil man sie nicht einfach aus der Zarge herausnehmen kann, wie die Waben im Rähmchen. Nachdem wir die Zellen des Wildbaus gründlich daraufhin begutachtet hatten, dass keine Brut darin enthalten ist, hängten wir dem Volk zwei weitere Mittelwände zum Ausbauen ein und legten die Wildbauwabe in den Fütterer, damit die Bienen den dort eingetragenen Honig ausschlecken und in den Brutraum umtragen können und er nicht verloren geht. Die Überprüfung der Wabe auf Brut war notwendig, damit nicht die Königin in den Fütterer gelockt wird und dort anfängt zu legen. Alternativ hätte man auch ein Absperrgitter zwischen Brutraum und Fütterer legen können.

Nach dem Bild, das sich uns im ersten Flugling bot, waren wir bereits auf das vorbereitet, was uns im zweiten Flugling erwarten könnte. Doch dieser überraschte uns. Auch hier war es den Baubienen wohl langweilig geworden, die vier Mittelwände hatten nicht ausgereicht. Doch auf den Anblick, der uns bot, waren wir nicht vorbereitet. Statt einer Wildbauwabe hatte das Volk hier wohl den Turbo eingelegt und sage und schreibe vier Waben gebaut. Alle fein säuberlich parallel zu den eingehängten Rähmchen. Eine davon reichte bereits zum Boden der Zarge und war voll mit Honig. Also stand hier das selbe Procedere an, wie bim ersten Flugling. Der Fütterer wurde mit noch größerer Vorsicht auf seine Seite gestellt, dass die Waben waagrecht standen. Und jetzt halfen alle Jungimker gemeinsam, die Bienen zu entfernen und die Waben vom Boden des Fütterers zu trennen. Es war wirkliche Teamarbeit und alle packten mit an. Auch hier wurden alle Waben auf mögliche Brut untersucht und dann in dem Futtertrog auf die Zarge aufgesetzt.

Heute hat sich mal wieder gezeigt, welch eine spannende Beschäftigung die Imkerei ist. Unsere Bienen überraschen uns jedes Mal von neuem und man stößt immer wieder auf Situationen, in denen man erst mal überlegen muss, was das nun bedeutet und wie vorzugehen ist.