Samstag, 23. Juni 2018

Heute war einiges los am Bienenstand. Da der Honig nun die vorgeschriebenen 18 % Wassergehalt hatte, stand endlich die lang ersehnte Honigernte an. Zudem haben wir von den beiden Völkern, die noch die alte Königin hatten, Ableger gebildet, um eine neue Königin heranzuziehen.

Bereits am Vortag waren in alle Völker die Bienenfluchten eingelegt worden. Diese speziellen „Einbahnstraßen“ sorgen dafür, dass die Bienen zwar aus dem Honigraum nach unten in den Brutraum gelangen können, aber nichtmehr zurück. Dadurch befanden sich am Samstag nur noch wenige der Damen in den Honigräumen. Damit diese verbleibenden Bienen beim Transport nicht ins Auto gelangen, bzw. beim Schleudern mit in den Honig kommen, haben wir die Honigräume hochkant aufgestellt und die Wabengassen mit einem kleinen Akku-Laubbläser durchgepustet. Die Honigräume wurden zügig ins verschlossene Auto geladen, dass auf gar keinen Fall Bienen dran kommen. Es gibt die tollsten Geschichten darüber, was passieren kann, wenn Honig in einem Auto mit offenem Fenster steht und wie der betreffende Imker die Bienen wieder loswurde – oder eben nicht. Das wollten wir unbedingt vermeiden.

Nachdem der Honig verladen war, folgte eine zügige Durchsicht der Völker, um sicherzugehen, dass kein Schwarmtrieb mehr vorhanden ist. Die beiden Völker, die noch die alte Königin hatten, haben wir mit dem Brutscheunenverfahren verjüngt. Dieses Verfahren wirkt auf den ersten Blick recht brutal oder krass. So viele Bienen sind uns noch nie um den Kopf geschwirrt und dass die Luft so summen und brummen kann, war uns Jungimkern auch ganz neu. Trotzdem war es eine gute Erfahrung, denn wir blieben alle verhältnismäßig ruhig und haben das Gesumme um uns herum nicht als bedrohlich empfunden. Wir haben zügig gearbeitet, an zwei Völkern parallel. Jeder wusste, was zu tun ist und wir haben uns gegenseitig unterstützt.

Im Brutscheunenverfahren werden aus einem Volk ein Brutling und ein Flugling gebildet. Zuerst wird die Königin gesucht und rausgefangen, damit sie nicht aus Versehen dem Brutling zugesetzt wird. In meinem Volk war sie schnell gefunden und herausgefangen. Im zweiten Volk dauerte es etwas länger. Jens hat sie dann gefunden und wollte sie käfigen, dabei fiel sie ins Gras. Welch ein Schreck! Aber wir haben sie recht schnell wieder gefunden und im Käfig gesichert…. Puh, das hätte schief gehen können! Nun wurde aus beiden Völkern die komplette Brut entnommen und in eine jeweils eigene Beute an einem neuen Standort gehängt. Dazu kamen je zwei Futterwaben. Dem Flugling, der unbedingt genau am alten Standort stehen bleiben muss, damit die Flugbienen wieder nach Hause finden, haben wir Mittelwände in die nun leeren Beuten gehängt und je ca. 5 Liter Zuckerwasser (3:2) über den Adamfütterer aufgesetzt, damit sie einen guten Start haben. Dem Flugling wurde zudem die alte Königin wieder zugesetzt. Der Brutling, der ca. 5 m weiter steht, zieht sich aus der frischen Brut hoffentlich eine neue Königin.

Nachdem alle Völker wieder geschlossen waren, fuhren wir, mit den Honigräumen beladen, zu Rasso zum Schleudern. Er hat uns den ganzen Prozess des Schleuderns ausführlich erklärt und uns auch einige Tipps und Hinweise gegeben, worauf wir beim Einkauf der Gerätschaften achten sollten. Einige der Unsicherheiten, die aufgrund der immensen Auswahl im Imkerbedarfs-Handel entstanden sind, sind nun beseitigt. Wir durften das Entdeckeln mit Gabel und mit dem beheizten Messer ausprobieren. Nachdem das Verdeckelungswachs entfernt war, hängten wir die Waben in die Schleuder, die dann vollautomatisch schleuderte. Das heißt, über die Computersteuerung wurde kontinuierlich die Drehzahl erhöht und auch die Drehrichtung geändert, sodass das Wenden von Hand entfiel und ohne große Umstände der Honig aus beiden Seiten der Schleuder herausgedrückt wurde. Gespannt blickten wir auf den Quetschhahn am unteren Ende der Schleuder… Die Augen wurden groß und die Begeisterung war zu spüren, als der erste Honig floss! Wie gerne hätten wir alle mal den Finger drunter gehalten, zum Probieren! Aber wir waren brav und haben nur heimlich mal das klebrige Gold von den Fingern geschleckt, als wir schon am Waschbecken standen, um zwischendurch die Hände sauber zu bekommen. Beim Entdeckeln entstand ein freundschaftlicher Wettkampf und wir arbeiteten mit der Schleuder um die Wette. Die Stimmung war wirklich gut und die Honigernte erinnerte uns überhaupt nicht an Arbeit. Vielmehr war es eine tolle Beschäftigung mit Freunden!

Die Ausbeute war aufgrund der seltsamen Wetterlage im Januar (knapp 20°C gefolgt von Temperaturen weit im Minusbereich) und der darauffolgenden, beinahe gleichzeitigen Blüte aller Frühtrachtpflanzen (die Damen konnten einfach nicht alles gleichzeitig sammeln), nicht ganz so gut aus. Am Ende lagen wir aber mit unseren 17 kg pro Volk ganz gut im vorab geschätzten Bereich von „etwas über 15 kg“. 17 kg Honig für jeden Jungimker! Nachdem Rasso uns noch einige Tipps zum Rühren des Honigs gegeben hatte, damit dieser im Glas nicht steinhart wird, trugen wir stolz unsere „Beute“ nach Hause. Normalerweise käme jetzt noch die gründliche Reinigung des Schleuderraumes. Aber das wollte Rasso unbedingt selbst machen.

Danke an Rasso, dass wir den hoch-professionellen Schleuderraum nutzen durften. Davon können wir Jungimker nur träumen. Vielen Dank auch an unsere anderen Imkerlehrer, dass ihr uns durch das erste Imkerhalbjahr, bis zur Honigernte geführt habt. Die zweite Hälfte des Imkerkurses wird ganz bestimmt nochmal sehr lehr- und aufschlussreich. Es stehen ja noch die wichtigen Themen der Varroa-Behandlung und der Wintereinfütterung an.