2. Tag

Die Sonne lacht von einem wolkenlosen Himmel, die Lufttemperatur kratzt an der 20 Grad-Marke und wir Probeimker freuen uns, dass heute die praktische Arbeit an den Bienenvölkern beginnen kann. Alphabetisch, nach den Anfangsbuchstaben des Familiennamens sortiert, bekommen wir von Ausbilderin Katrin unser erstes eigenes Bienenvolk incl. Beute (12er Dadant mod.) zugewiesen. Ab jetzt sind wir ein Jahr lang für das Wohlergehen und die Gesundheit von einer Königin, rund 50.000 Arbeiterinnen und etwa 1.000 Drohnen verantwortlich - was der Größe einer Kleinstadt entspricht :o)

Unsere erste gemeinsame Aufgabe besteht darin, die einzelnen Völker zu sichten, nach bestimmten Kriterien zu beurteilen und ggf. notwendige Pflegemaßnahmen durchzuführen. Ist nach den Wintermonaten noch ausreichend Futter eingelagert? Ist die Königin aktiv und hat sie bereits mit der Eiablage begonnen? Wie groß ist das Brutnest und in welchen Wachstumsstadien befindet sich die Brut? Sind sog. Spielzellen vorhanden, die entfernt werden müssen? Sind evtl. Reinigungsarbeiten erforderlich?

Bevor es an die Arbeit geht, wird der Smoker in Betrieb genommen und wir legen alle unsere Schutzbekleidung an. Alle? Nein! Probeimker Willi (übrigens nicht verwandt mit Biene Maja) muss seinen Mut, ohne Schleier und mit einem dunklen T-Shirt seinem Volk gegenüberzutreten, mit ein paar unangenehm platzierten Stichen bezahlen. Dennoch ... Willi trägt es mit Fassung und die anderen bekommen gleich noch die Lektion "Erste Hilfe bei Bienenstichen" am praktischen Beispiel erklärt. Es dürfte sowieso nur eine Frage der Zeit sein, bis auch wir mit dem Stachelapparat einer (weiblichen) Biene Bekanntschaft machen.

Insgesamt befinden sich die Völker in einem guten bis sehr guten Zustand, die Bienen sind weitgehend ruhig und die Weisel hat schon fleißig für den ersten Sommernachwuchs gesorgt. Für uns Imker-Frischlinge eine wahre Reizüberflutung, doch mit viel Geduld, Ruhe, gegenseitiger Unterstützung und dem Beistand unserer Ausbilderin, können wir die ersten Aufgaben ganz ordentlich meistern. Klar, dass Katrin unzählige Fragen beantworten muss, doch sie hat stets kompetente Antworten parat und versteht es, uns mit viel Lob und wohltuender Anerkennung für die Imkerei zu begeistern. Eine wichtige Aussage habe ich mir dabei besonders eingeprägt: "Die Theorie könnt ihr erlernen, die Arbeitsweise muss aber jeder für sich selbst in der Praxis entwickeln".

Beim nächsten Treffen werden wir wohl die vorbereiteten Honigzargen aufsetzen, denn die Frühlingstracht steht mittlerweile in voller Blüte und die Bienen(mädels) sind ganz "wepsig", den schmackhaften Honig einzubringen ...wir übrigens auch!

Wolfgang