10. Tag

Am 10. Kurstag dürfen wir ein weiteres interessantes Kapitel der Imkerei aufschlagen: Die Gewinnung und Verarbeitung von Honig. Jetzt wird sich zeigen, ob unsere imkerlichen Maßnahmen im Zusammenspiel mit Natur und Umwelt erfolgreich waren. Da heute jede Menge Arbeit auf uns wartet, treffen wir uns bereits um 15 Uhr. Bei sommerlich heißen 30 Grad freuen wir uns besonders auf den schattigen Arbeitsplatz am Lehrbienenstand. Rasso und Franz haben das Thema zur Chefsache erklärt und werden uns nun in die Geheimnisse der Ernte und Verarbeitung des süßen Goldes einweihen.

Zunächst müssen die Honigwaben vorsichtig von ansitzenden Bienen befreit (abgekehrt) und dann in Leerzargen verbracht werden. Dabei berücksichtigen wir ausschließlich diejenigen Waben, in denen auch genügend Honig eingelagert ist. Insgesamt werden auf diese Weise acht Honigzargen mit je 10 gut gefüllten und teilweise verdeckelten Waben zum Schleudern vorbereitet. Der Wassergehalt des Honigs beträgt optimale 17 Prozent.

Trotz aller Schleudereuphorie darf aber die wöchentliche Kontrolle der Lehrbienenvölker keinesfalls vernachlässigt werden, schließlich hatten wir vergangene Woche einige Maßnahmen ergriffen, die es heute zu kontrollieren gilt. Beispielsweise ist die Weiselprobe bei Volk 1 positiv ausgefallen, d.h. es sind jede Menge Nachschaffungszellen auf der eingesetzten Brutwabe vorhanden. Die Königin bei Volk 5 ist zwar im Volk, jedoch hat sie noch keine Stifte gesetzt. Die junge Weisel braucht vermutlich noch ein paar Tage. Im Volk 4 ist weiterhin Brut auf den Honigwaben und ob die Königin nach Entfernen des Absperrgitters inzwischen wieder im 1. Stock der Beute (Brutraum) eingezogen ist, bleibt leider weiter unklar.

So, jetzt aber auf zum Schleudern. Zusammen mit Jana und ihrer Tochter Saskia mache ich mich auf den Weg zu Rasso, wo wir zunächst das theoretische Rüstzeug und eine Einweisung in die bereitgestellten Gerätschaften erhalten. Mit Entdeckelungsgabel und elektrisch beheiztem Messer werden die Wachsdeckel der Honigwaben vorsichtig aufgebrochen und entfernt (das Wachs dient zur Kerzenproduktion), anschließend kommen die Rähmchen in ein Metallkarussell, wo sie zunächst zwischengelagert werden. So vorbereitet, platzieren wir die Honigwaben in Rasso's computergesteuerte Hightech-Schleuder, die dann vollautomatisch den Rest erledigt. Vorschleudern, Wenden, Hauptschleudern, Wenden  .... und schon fließt der von den Probeimkern lang ersehnte erste, eigene Honig durch das Edelstahlsieb in den Plastikeimer.

Die Ausbeute ist in diesem Jahr erstaunlich gut und jeder von uns darf ca. 11 Kilo echten Deutschen Blütenhonig aus der Hurlacher Heide mit nach Hause nehmen. Für die Weiterverarbeitung (Rühren und Abfüllen) sind die Probeimker(-innen) selbst verantwortlich, aber wie schon bei allen anderen Fragen und Problemen zuvor, stehen uns die Ausbilder auch hierbei hilfreich zur Seite.

Wolfgang